Robert
September 1983. Mein Leben zählte vorsichtige (na ja, vielleicht nicht ganz so vorsichtige)
19 Lenze. Eine Freundin zeigte mir damals Dias vom Segeltörn mit ihren Eltern.
Buchten mit glasklarem Wasser über türkisfarbenem Sandgrund, Inseln, die in
diesiger Ferne mit dem Meer verschmolzen, felsige Küsten, an denen man mit dem
Segelboot entlang schaukelte, windgetriebene Wellen mit weißen Schaumkronen,
denen man nur folgen musste um die ganze Welt zu entdecken. Für mich stand
sofort fest: so will ich leben!
April 1985. Meinen ersten Segeltörn absolvierte
ich auf einer Stahlbetonyacht von Gibraltar nach Senegal. Das Schiff war so
behäbig und schwierig zu steuern, dass wir uns in einem ständigen extrem
ausladenden Zickzackkurs über den Ozean kämpften. In Marokko stopfte ich allzu
eifrig allzu viel Honiggebäck in mich hinein. Die amplitudenreiche
Atlantikdünung nutzte dies schamlos aus und suchte mich zu brechen. Doch ich
erlebte auch Schönes: Wale, die unversehens neben dem Boot auftauchten und
ihren zischenden Atem versprühten, Fischschwärme, die das Wasser zum Brodeln
brachten, Haie, die das Meer mit ihrer Rückenflosse furchten, das Tageserwachen
auf hoher See, welches pastellig rosa und lindgrün, zerfranst von federleichten
Schlierenwolken, die Müdigkeit aus unseren durchwachten Augen wusch.
November 1987. Zwei Jahre später reiste ich
wiederum nach Gibraltar, freundete mich mit Antoine an, der eine Jacht von
Marseille nach Martinique zu überführen hatte. Schon fand ich mich in der Mitte
des Atlantiks wieder. Angetrieben von der endlos scheinenden Kraft des
Passatwindes, glitten hunderte Meter lange Wellenberge unter unserem Bötchen
hindurch, hoben es sanft in luftige Höhen, ließen es hinab gleiten in einer
sonnig glitzernd funkelnden Wasserwelt. Wir angelten seltsame Fische, tüftelten
an der Effektivität der Segelstellungen, schossen die Sonne mit einem
Plastiksextanten. Die erste Insel der Karibik mit ihrem Grün und Braun sprengte
wie eine Bombe das wochenlange Dunkelblau des tiefen Wassers.
Zwei Jungs aus Dänemark waren mit an Bord. Als ich
sie später in ihrem Land besuchte, verfiel ich der Romantik der
Traditionssegler. Zahlreiche Reisen habe ich seither auf alten Gaffelriggern
unternommen, von der dänischen Südsee über den westlichen Skærgården Schwedens
bis hinauf nach Norwegen.
Ach ja, das eigene Boot: ich stamme aus einer
österreichischen Bauern- und Handwerkerfamilie. Von Anfang an war für mich
klar, dass der Weg zum eigenen Schiff nur über den Selbstbau führen
konnte.
Also lernte ich Maschinenschlosser um ein
Stahlboot bauen zu können, erkundete als Fernfahrer das europäische
Autobahnnetz, um Geld ranzuschaffen und erweckte das schrottreifes Stahlkasko
eines Segelbootes in jahrelanger Arbeit wieder zu neuem Leben. Die erste
Ausfahrt damals – im wahrsten Sinne des Wortes – führte mich von Triest quer
durchs Mittelmeer, über die Flüsse und Kanäle Frankreichs an die Nordsee und
schließlich über die Ostsee nach Dänemark, wo ich ein Studienjahr an der Uni
Odense absolvierte.
Ja, mit 29 hatte ich zu studieren begonnen. Die
Biologie, das Wissen um die belebte Natur, hat mich von frühester Kindheit an
begeistert. Meine Brötchen verdiente ich während der letzten Jahre zunehmend
als Charter-Skipper.
Dezember 2003. Der Zufall ließ mich über genau
jenen Katamaran stolpern, der in meinen Gedanken schon lange vorher Gestalt
angenommen hatte. Dass dieser zudem verkäuflich war und sich seit Mai
2004 in meinem Besitz befindet, kann nur als fix installierter Schritt des
Schicksals betitelt werden. Die beiden Entwicklungslinien Segeln und Biologie
haben also zusammengeführt, sind vereinigt in der segelnden Grazie und dem
praktischen Platzangebot des Segelkatamarans Emma Peel.